Queerfeindlichkeit: 3 von 4 queeren Menschen erleben Diskriminierung

Queerfeindlichkeit bleibt ein drängendes Problem für queere Menschen – selbst in einer Welt, die sich zunehmend für Vielfalt und Inklusion öffnet. Trotz rechtlicher Fortschritte und wachsender gesellschaftlicher Akzeptanz erleben viele Mitglieder der LGBTQIA+-Gemeinschaft immer noch Vorurteile und Ungleichbehandlung.

Queerfeindlichkeit: 3 von 4 queeren Menschen erleben Diskriminierung in ihrem Leben
® Rob Maxwell / unsplash

Wer gehört zur LGBTQIA+ Community?

Die LGBTQIA+-Community ist eine vielfältige und inklusive Gemeinschaft, die Menschen mit unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten umfasst. Der Begriff LGBTQIA+ steht für lesbisch, schwul, bisexuell, transgender und queer, wobei das Plus weitere Identitäten einschließt:

Lesbische, schwule oder bisexuelle Menschen: Menschen, die sich romantisch und/oder sexuell zum gleichen Geschlecht oder zu mehreren Geschlechtern hingezogen fühlen.

Transgender-Personen: Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt.

Queere Menschen: Menschen, die sich außerhalb traditioneller Kategorien von Geschlecht und sexueller Orientierung definieren.

Weitere Identitäten: Dazu gehören beispielsweise pansexuelle, non-binäre oder genderfluide Menschen.

Die LGBTQIA+-Community vereint Menschen, die ähnliche Erfahrungen und Herausforderungen in Bezug auf ihre Identität teilen. Sie bietet Unterstützung, Schutz und fördert Gleichberechtigung und Akzeptanz in der Gesellschaft. Die Zugehörigkeit zur Community ist eine persönliche Entscheidung und basiert auf der individuellen Identifikation mit den Werten und Erfahrungen der LGBTQIA+-Bewegung.

*Die LGBTQIA+-Bezeichnung ist mehr als nur eine Abkürzung – sie ist ein aktives Bekenntnis zur Vielfalt und Akzeptanz. Das „+“ symbolisiert ausdrücklich unseren Anspruch, alle Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen zu würdigen, auch jene, die noch keine explizite Benennung gefunden haben.

Formen der Diskriminierung gegenüber queeren Menschen

Queere Menschen erfahren Diskriminierung in vielfältigen Formen, die sich in persönlichen, sozialen und institutionellen Bereichen äußern können. Diese diskriminierenden Handlungen und Verhaltensweisen basieren häufig auf Vorurteilen, Unwissenheit oder bewusster Ablehnung.

Formen der Diskriminierung zeigen sich in:

  • Direkter und indirekter Diskriminierung: Beispielsweise durch Ablehnung, Ausschluss aus sozialen Gruppen oder Veranstaltungen und das Fehlen genderneutraler Ansprachen.
  • Psychischer Gewalt und Mobbing: Dazu gehören Hassrede, Beleidigungen und Cybermobbing. Mehr Informationen zu dem Thema Cybermobbing gibt es unter https://www.respektplus.de/cybermobbing-unter-jugendlichen-und-kinder/.
  • Körperlicher Gewalt: Angriffe, Bedrohungen und sogar Mord.
  • Struktureller Diskriminierung: Rechtliche und medizinische Benachteiligungen, die spezifische Bedürfnisse der LGBTQIA+-Community ignorieren.
  • Intersektionaler Diskriminierung: Mehrfachdiskriminierung aufgrund von Zugehörigkeit zu weiteren Minderheiten wie ethnischer Herkunft, Religion oder Behinderung.

Diskriminierung gegenüber queeren Menschen ist oft tief in gesellschaftlichen Strukturen verankert. Sie reicht von subtilen Benachteiligungen bis hin zu offener Gewalt. Ein umfassendes Verständnis dieser Formen ist der erste Schritt, um aktiv dagegen vorzugehen und eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der Vielfalt respektiert wird.

Alarmierende Steigerung von Straftaten gegenüber queeren Menschen

In Niedersachsen hat sich die Zahl queerfeindlicher Straftaten in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt, wie die polizeiliche Kriminalstatistik zeigt. Im vergangenen Jahr wurden 94 solcher Straftaten registriert, im Vergleich zu 60 im Jahr 2021 und 37 im Jahr davor.

Ein Grund für den Anstieg ist, dass sich mehr Betroffene trauen, diese Taten anzuzeigen – obwohl die Dunkelziffer weiterhin hoch bleibt. Laut Alexander Gluba vom LKA Niedersachsen ist es wichtig, solche Vorfälle zu melden, um sie als queerfeindlich zu erfassen.

Eine laufende Studie des Landeskriminalamts zeigt, dass queere Menschen besonders stark von Diskriminierung betroffen sind. Während auch andere Minderheiten wie Muslime und Jüd:innen überdurchschnittliche Diskriminierungserfahrungen machen, sind queere Menschen laut der Studie Hass in der Stadt am stärksten betroffen.

Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines verstärkten Engagements gegen Queerfeindlichkeit und für den Schutz der LGBTQIA+-Gemeinschaft.

Quelle: Befragung zu Sicherheit und Kriminalität in Niedersachsen, LKA Niedersachsen-Studie 2023

Hilfe für Betroffene

Die Trans* Beratung Weser-Ems bietet Beratungsstellen rund um Osnabrück an, die nicht nur akzeptierende, unabhängige und professionelle Beratung rund zu Fragen der geschlechtlichen Identität anbieten, sondern auch Unterstützung für die Diskriminierung queerer Personen, Trans*Feindlichkeit und Mobbing.

Weitere Informationen zu den Angeboten der Trans* Recht e.V. sind unter https://transberatung-weser-ems.de/ verfügbar.

Weitere Möglichkeiten zur Beratung, Unterstützung und Vernetzung innerhalb der LGBTQIA+-Community für die Region rund um Osnabrück bietet das Gleichstellungsbüro der Stadt Osnabrück.

Die verschiedenen Möglichkeiten zur Beratung und Vernetzung hat das Gleichstellungsbüro der Stadt Osnabrück hier aufgelistet: https://staerkt.osnabrueck.de/de/chancengleichheit-und-teilhabe/gleichstellungsbuero/queer-in-osnabrueck/.

Im Juli 2025 soll zudem eine regionale Beratungsstelle für Homosexuelle und Transsexuelle von der Stadt Osnabrück eingerichtet werden.