In Ländern wie den USA, Australien und Großbritannien gibt es seit geraumer Zeit eine hitzige Debatte über die kulturelle Aneignung, (englisch „cultural appropriation“). In Deutschland ist diese Diskussion noch relativ neu, und vielen Menschen ist nicht bewusst, warum es für manche ein Problem darstellt.

Das Grundproblem der kulturellen Aneignung
Kulturelle Aneignung beschreibt die Übernahme von Elementen einer Kultur durch Mitglieder einer anderen kulturellen Gruppe, meist weiße Menschen. Dies kann sich auf verschiedene Aspekte beziehen, wie Kleidung, Musik, Sprache, Frisuren oder spirituelle Praktiken. Besonders problematisch wird dies empfunden, wenn Mitglieder einer privilegierten Mehrheitsgesellschaft Elemente aus der Kultur von Minderheiten oder historisch diskriminierten Gruppen übernehmen. Kritiker argumentieren, dass diese Übernahmen oft ohne das notwendige Verständnis, den Respekt oder die Anerkennung der ursprünglichen kulturellen Bedeutung erfolgen und somit eine implizite Form von Ausbeutung darstellen.
Blackfishing
Ein besonders prominentes Beispiel für kulturelle Aneignung ist das sogenannte „Blackfishing“. Hierbei handelt es sich um den Versuch von weißen Frauen, sich äußerlich so zu präsentieren, als wären sie Teil der Schwarzen oder gemischtrassigen (Mixed-Race) Gemeinschaft. Dies geschieht oft durch das Bräunen der Haut, das Tragen von Frisuren, die mit Schwarzen Menschen assoziiert werden (z.B. Cornrows oder Dreadlocks), oder durch die Betonung körperlicher Merkmale, die als stereotypisch Schwarz gelten, wie volle Lippen oder ein kurviger Körperbau. In der Popkultur inszenieren sich viele Künstlerinnen als Schwarze Frauen und profitieren wirtschaftlich von diesem Image, während sie reale Problematiken wie Rassismus und Diskriminierung, mit denen Schwarze Menschen tagtäglich konfrontiert sind, ignorieren.
Ein weiteres Beispiel betrifft den Umgang mit traditionellen Frisuren. Cornrows, Afros oder Dreadlocks haben in der Schwarzen Kultur eine tiefe kulturelle Bedeutung, doch wenn diese von Schwarzen Menschen getragen werden, werden sie oft als unprofessionell oder unangemessen abgewertet. Wenn jedoch weiße Prominente oder Influencer dieselben Frisuren übernehmen, werden sie als „modisch“ oder „trendy“ gefeiert.
Weitere Beispiele
- Tragen von indigenem Kopfschmuck zu Karneval oder auf Festivals
- Auftragen von „Bindi“ oder Henna-Tattoos
- Traditionelle asiatische Kleidung als Modeoutfit
- Verwendung Afro-Amerikanischer Sprachformen, um cool zu wirken
- Verwendung mexikanischen „Dias De Los Muertos“–Schmuck und Make Up
- Tragen von Maori-Tattoos (Neuseelands Indigenen)
Die Pro- und Contra-Debatte
Die Debatte um kulturelle Aneignung ist komplex und polarisiert die Meinungen. Auf der einen Seite stehen die Gegner, die argumentieren, dass kulturelle Elemente nicht aus ihrem Kontext gerissen und von privilegierten Gruppen konsumiert werden sollten, während die Ursprungsgruppen weiterhin Diskriminierung und Marginalisierung erfahren. Für sie ist kulturelle Aneignung eine Form des Kolonialismus, bei der die kulturellen Errungenschaften von marginalisierten Gruppen von den dominanten Gesellschaften ausgenutzt und kommerzialisiert werden.
Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die kulturelle Aneignung als harmlos oder sogar positiv sehen. Sie argumentieren, dass Kulturen sich seit jeher gegenseitig beeinflusst haben und dass der Austausch zwischen Kulturen Teil des natürlichen kulturellen Wandels ist. Für sie ist das Tragen von Elementen einer anderen Kultur oft ein Zeichen von Bewunderung oder Wertschätzung.
Kulturelle Aneignung: Ein umstrittenes Thema
Während der kulturelle Austausch grundsätzlich positiv sein kann, ist es wichtig, sich bewusst zu machen, in welchem Kontext er stattfindet und ob dabei bestehende Machtstrukturen aufrechterhalten werden. Der Dialog über kulturelle Aneignung ist notwendig, um zu einem besseren Verständnis und einer respektvolleren Umgangsweise zwischen verschiedenen Kulturen zu gelangen.
Wir bei respektplus unterstützen den Austausch verschiedener Kulturen unterstützen – denn nur wer sich versteht, kann sich gemeinsam für ein Respekt und mehr Miteinander einsetzen! Jede*r hat ein Leben mit Respekt und Würde verdient – deswegen sollen wir auch darauf Acht geben, wie wir miteinander umgehen. Das bedeutet auch – wenn es jemanden verletzt, sich an der persönlichen Kultur zu bereichern, sollten wir darauf verzichten!
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