Ein Femizid ist die Tötung einer Frau oder eines Mädchens aufgrund ihres Geschlechts, oft im Kontext patriarchaler Strukturen und geschlechtsbezogener Gewalt.
Die geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen ist eine bedrückende Realität, die sich auf vielfältige Weise manifestiert. Seit mehreren Jahrzehnten werden zum Beispiel die Begriffe „Femizid“ und „Feminizid“ verwendet, um die verschiedene Formen der Gewalt gegenüber Frauen zu beschreiben und so mehr Aufmerksamkeit auf dieses Problem zu leiten. Doch worin liegt genau der Unterschied?

Femizid: Die gezielte Tötung von Frauen
Der Begriff Femizid wurde 1976 von der Soziologin Diana Russell geprägt. Er bezeichnet die Tötung von Frauen, weil sie Frauen sind – oft verübt durch (Ex-)Partner oder Männer im näheren Umfeld. Diese Taten basieren auf patriarchalen Strukturen und Motiven, die Frauen als minderwertig betrachten. Sie ist eine direkte, tödliche Form von Gewalt, die viele Leben fordert und Familien zerstört.
Feminizid: Das Versagen der staatlichen Institutionen
Der Begriff Feminizid, der in den 1990er Jahren von der mexikanischen Anthropologin und Feministin Marcela Lagarde weiterentwickelt wurde, erweitert die Diskussion um die Rolle der staatlichen Institutionen zu beleuchten. Feminizid betont die systemischen Aspekte dieser Gewalt – insbesondere die Straflosigkeit und die staatliche Mitverantwortung für das Versagen, solche Verbrechen zu verhindern oder angemessen zu ahnden. Lagarde wollte damit das strukturelle Problem sichtbar machen: Nicht nur einzelne Täter, sondern auch das System, das sie schützt, trägt Verantwortung.
Diese Unterscheidung zeigt, dass geschlechtsspezifische Gewalt nicht nur auf Einzeltätern basiert, sondern in patriarchalen Gesellschaftsstrukturen verankert ist.
Eine erschreckende Realität – Fast jeden Tag ein Femizid in Deutschland
Die traurige Realität ist, dass fast jeden Tag in Deutschland eine Frau oder ein Mädchen Opfer tödlicher Gewalt wird. Das aktuelle Bundeslagebild für 2023 des Bundeskriminalamts offenbart eine alarmierende Zunahme frauenfeindlicher Straftaten.
Insgesamt gab es 938 versuchte Femizide 2023 in Deutschland, davon wurden 360 vollendet – viele von ihnen durch (Ex-)Partner oder Männer, die aus Hass oder nach Trennungen handelten. Diese Zahlen verdeutlichen die Allgegenwärtigkeit dieser Gewalt und die dringende Notwendigkeit, mehr für den Schutz von Frauen zu tun.
Auch wenn seitens der Innenpolitik härtere Strafen und besseren Schutz für Frauen gefordert wird, gibt es weiterhin große Lücken im System. Beispielsweise fehlen ausreichend Schutzräume in Frauenhäusern, was viele Frauen in gefährliche Situationen bringt, in denen sie keinen Ausweg finden.
In diesen 5 Bereichen äußern sich frauenfeindliche Straftaten vermehrt:
- Häusliche Gewalt
- Tötungsdelikten (durch Familie & Partner*in)
- Menschenhandel
- Sexualstraftaten
- Digitale Gewalt
Was kann dagegen unternommen werden?
Um geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen, müssen wir diese als gesellschaftliches Problem anerkennen. Dabei sind drei Maßnahmen entscheidend:
- Prävention: Durch Aufklärung, Bildungsprogramme und frühzeitige Intervention können wir Gewalt verhindern.
- Schutz: Frauenhäuser, Beratungsstellen und Notrufe müssen besser ausgestattet und zugänglich sein, um betroffenen Frauen sofortigen Schutz zu bieten.
- Strafverfolgung: Die Justiz muss Täter konsequent zur Rechenschaft ziehen, um ein klares Signal gegen Gewalt an Frauen zu senden.
Die öffentliche Aufklärung spielt auch eine wesentliche Rolle, um langfristig gesellschaftlichen Wandel zu erzeugen.
Bist du selbst eine Betroffene von frauenfeindlicher Straftaten geworden? Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ richtet sich an Frauen, die Gewalt erleben oder erlebt haben. Unter der Nummer 116 016 können Frauen rund um die Uhr und kostenlos Kontakt zu Beraterinnen aufnehmen – vertraulich und anonym.
Feminismus als Schlüssel zur Veränderung
Die Steigerung frauenfeindlicher Straftaten zeigt uns, wie tief verwurzelt geschlechtsspezifische Gewalt in unseren gesellschaftlichen Strukturen ist. Aber das bedeutet nicht, dass wir nichts tun können. Im Gegenteil: Durch gemeinsames Engagement für Gleichberechtigung und Feminismus können wir diese Strukturen hinterfragen und verändern.
Bei respektplus setzen wir uns dafür ein, dass jede*r sicher und wertgeschätzt leben kann – unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Identität. Gemeinsam können wir eine Gesellschaft aufbauen, in der Gewalt gegen Frauen keinen Platz mehr hat.
Haben Sie womöglich schone eine Idee für ein Projekt für mehr respektvolles Miteinander in der Gesellschaft? Wir fördern solche Projekte – klicken Sie einfach hier um sich über unsere Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren!