Klassismus beschreibt eine Form von Diskriminierung, die auf der sozialen Herkunft, dem Bildungsstatus oder dem ökonomischen Hintergrund eines Menschen basiert. Anders als bei individueller Geringschätzung handelt es sich beim Klassismus um ein strukturelles Problem, das auf vielen Ebenen unserer Gesellschaft wirkt – institutionell, kulturell, politisch und im Alltag. Menschen, die als „bildungsfern“, „arm“ oder „unterprivilegiert“ gelten, werden systematisch benachteiligt, während privilegierte Klassen ihre gesellschaftliche Stellung absichern.
Leichte Sprache:
Klassismus bedeutet also: Menschen werden schlecht behandelt, weil sie arm sind oder aus einer armen Familie kommen. Zum Beispiel: Sie bekommen keine gute Wohnung, werden in der Schule benachteiligt oder bei der Arbeit unfair behandelt. Oft passiert das, weil andere denken: Arme Menschen sind selbst schuld oder nicht so klug. Das ist falsch – und unfair. Jeder Mensch verdient Respekt, egal wie viel Geld er hat oder aus welcher Familie er kommt.

Der Begriff stammt aus dem Englischen („classism“) und ist in der deutschsprachigen Debatte relativ neu. Dennoch beschreibt er eine tief verwurzelte Realität, die unser Bildungssystem, den Arbeitsmarkt und selbst unsere Sprache prägt.
Klassismus erkennen: Woran sich die Diskriminierung zeigt
Klassismus ist mehr als ein Vorurteil – er ist ein gesellschaftlich verankerter Mechanismus, der Ungleichheit reproduziert. Er äußert sich unter anderem darin, wie Menschen sprechen, wohnen, lernen oder sich kleiden – und wie darauf reagiert wird. Der sogenannte Habitus, also Auftreten, Ausdrucksweise oder Kleidung, dient dabei als sozialer Marker, der Zugehörigkeit oder „Fremdsein“ signalisiert.
Typische Formen klassistischer Diskriminierung sind:
- Benachteiligung im Bildungssystem (z. B. niedrigere Bildungsempfehlungen trotz gleicher Leistungen)
- Geringere Jobchancen bei nicht-akademischem Lebenslauf
- Herablassende Sprache gegenüber „Arbeiterkindern“ oder Menschen in Armut
- Abwertung durch Medien, z. B. in Reality-TV-Formaten
Diese Beispiele verdeutlichen: Klassismus wirkt oft verdeckt, aber tiefgreifend. Gerade weil soziale Herkunft meist nicht offen thematisiert wird, bleibt die Diskriminierung oft unsichtbar.
Historischer Kontext und gesellschaftlicher Wandel
Die Debatte um soziale Klassen hat eine lange Geschichte – von Karl Marx bis zur heutigen Armutsforschung. Doch der Begriff „Klassismus“ wurde im deutschsprachigen Raum erst in den letzten zwei Jahrzehnten populär. In der DDR wurde soziale Herkunft zwar thematisiert, aber oft ideologisch instrumentalisiert. In Westdeutschland wiederum dominierte der Glaube an die sogenannte „nivellierte Mittelstandsgesellschaft“, in der soziale Unterschiede angeblich verschwunden seien.
Inzwischen zeigen Studien eindeutig: Die soziale Schere geht weiter auseinander, und Klassismus ist ein zentraler Grund dafür. Immer mehr Menschen erleben soziale Ausgrenzung, und der Aufstieg durch Bildung oder Leistung bleibt vielen verwehrt – entgegen dem verbreiteten Mythos der Chancengleichheit.
Intersektionaler Blick auf Klassismus
Klassismus tritt selten isoliert auf. Häufig überlagert er sich mit anderen Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus oder Ableismus. Besonders betroffen sind etwa Frauen mit Migrationsgeschichte aus einkommensschwachen Verhältnissen oder Menschen mit Behinderung, die zusätzlich von sozialen Ausschlüssen betroffen sind. Diese intersektionale Perspektive ist entscheidend, um das volle Ausmaß der Benachteiligung zu erkennen.
Gegen Klassismus: Was getan werden kann
Die gute Nachricht: Klassismus ist kein Naturgesetz – sondern veränderbar. Um strukturelle Diskriminierung zu überwinden, braucht es gezielte Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen:
- Bildungsgerechtigkeit fördern: Frühzeitiger Zugang zu Lernförderung, mehr Ressourcen für Schulen in sozialen Brennpunkten
- Empowerment von Betroffenen: Räume schaffen, in denen soziale Herkunft nicht abgewertet, sondern sichtbar gemacht wird
- Bewusstseinsbildung in Institutionen: Verwaltung, Justiz, Medien und Bildungseinrichtungen müssen für klassistische Mechanismen sensibilisiert werden
- Soziale Infrastruktur stärken: bezahlbarer Wohnraum, faire Löhne, gerechte Steuerpolitik
Zudem hilft ein offener gesellschaftlicher Diskurs, die unsichtbaren Schranken der Klassenzugehörigkeit zu thematisieren. Wer Vorurteile erkennt, kann sie abbauen. Der deutsche Bundesjugendring schlägt weitere interessante Sachen vor.
Warum Klassismus uns alle betrifft
Soziale Ungleichheit ist kein Randthema. Sie gefährdet den gesellschaftlichen Zusammenhalt und verstärkt Polarisierung. Gerade in Krisenzeiten – sei es während der Corona-Pandemie oder angesichts steigender Energiepreise – werden Unterschiede in den Lebensrealitäten besonders deutlich. Wer wenig hat, leidet stärker. Klassismus verwehrt Millionen Menschen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Ein bewusster, respektvoller Umgang miteinander beginnt damit, soziale Herkunft nicht als Maßstab für Wert oder Intelligenz zu sehen. Jeder Mensch verdient Würde – unabhängig von Einkommen, Bildung oder Wohnort.
Für eine solidarische, gerechte Gesellschaft
Klassismus ist eine tiefgreifende Form gesellschaftlicher Ungleichheit, die sich in Sprache, Bildung, Medien und politischen Strukturen zeigt. Seine Überwindung ist zentral für eine solidarische, gerechte Gesellschaft. Es braucht nicht nur Bewusstsein, sondern auch konkrete institutionelle Veränderungen, um echte Chancengleichheit zu schaffen.
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