Strukturelle Gewalt ist eine Form von Gewalt, die unsichtbar bleibt – aber täglich wirkt. Sie steckt nicht in einer einzelnen Handlung, sondern in unseren gesellschaftlichen Strukturen. Sie sorgt dafür, dass bestimmte Gruppen dauerhaft benachteiligt werden, ohne dass es eine konkrete Person gibt, die „schuld“ ist.
Als Stiftung respektplus beschäftigen wir uns mit genau diesen Ungleichheiten: Wenn Menschen keinen Zugang zu Bildung haben, wenn Frauen schlechter bezahlt werden oder wenn Behinderungen zur Ausgrenzung führen, sprechen wir von struktureller Gewalt.

Gewalt ohne Täter*in?
Der Begriff wurde vom norwegischen Friedensforscher Johan Galtung in den 1970er-Jahren geprägt. Seine Definition: Strukturelle Gewalt ist dann vorhanden, wenn Menschen vermeidbar schlechter gestellt sind, als sie es in ihrer Gesellschaft sein müssten. Sie hindert Menschen daran, sich zu entfalten – nicht durch Schläge oder Drohungen, sondern durch Regeln, Gesetze, Routinen.
Das Schwierige daran: Strukturelle Gewalt ist nicht offensichtlich. Sie zeigt sich in Statistiken, Chancenungleichheiten, Alltagshürden. Manchmal erscheint sie so „normal“, dass sie nicht mehr hinterfragt wird – und gerade deshalb so gefährlich ist.
Wie erkenne ich strukturelle Gewalt?
Typische Merkmale struktureller Gewalt sind:
- Systemische Benachteiligung: z. B. durch Bildungssysteme, Arbeitsmärkte oder Gesetzgebung.
- Keine klaren Täter*innen: Es geht nicht um einzelne Personen, sondern um Abläufe, die Ungleichheit reproduzieren.
- Diskriminierung: nach Geschlecht, Herkunft, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung.
- Unsichtbarkeit: Viele Formen struktureller Gewalt werden nicht als solche benannt.
- Machtverhältnisse: Wer mehr Ressourcen, Zugang und Einfluss hat, kann Strukturen zu seinem Vorteil nutzen – andere bleiben außen vor.
Beispiele aus dem Alltag
Wir bei respektplus erleben strukturelle Gewalt in vielen Projektanträgen und Lebensgeschichten, die uns erreichen:
- Wenn alleinerziehende Mütter keinen Kitaplatz bekommen – und dadurch keine Arbeit aufnehmen können.
- Wenn Menschen mit Migrationsgeschichte trotz gleicher Qualifikation seltener eingestellt werden.
- Wenn Menschen mit Behinderung in Heimen leben müssen, ohne über ihr Leben selbst bestimmen zu dürfen.
- Wenn ältere Frauen in Altersarmut leben, weil sie in jüngeren Jahren unbezahlte Sorgearbeit geleistet haben.
- Wenn LGBTQIA+-Personen sich in der Schule oder im Beruf nicht sicher fühlen.
Diese Beispiele zeigen: Strukturelle Gewalt betrifft viele Lebensbereiche – und wirkt oft im Verborgenen.
Das Gewalt-Dreieck nach Galtung
Galtung unterscheidet drei Ebenen von Gewalt:
- Direkte Gewalt: körperlich oder verbal – sichtbar und klar zuzuordnen.
- Strukturelle Gewalt: in Regeln, Institutionen, Routinen eingebaut – unsichtbar, aber wirksam.
- Kulturelle Gewalt: Normen, Werte oder Symbole, die Gewalt rechtfertigen oder verschleiern – z. B. rassistische Witze oder frauenfeindliche Sprichwörter.
Diese drei Ebenen verstärken sich oft gegenseitig. Wo strukturelle Ungleichheit herrscht, ist direkte Gewalt wahrscheinlicher – etwa in Behörden, Familien oder Schulen.
Was viele nicht über strukturelle Gewalt wissen
- Sie kann tödlich sein – etwa wenn Menschen an heilbaren Krankheiten sterben, weil sie keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben.
- Machtverhältnisse sind zentral: Wer wenig Einfluss hat, ist struktureller Gewalt häufiger ausgesetzt.
- Es gibt keine Schuldigen im klassischen Sinn – das macht Gegenmaßnahmen oft schwieriger.
- Strukturelle Gewalt wird häufig nicht als Gewalt erkannt, weil sie still, alltäglich und gesellschaftlich akzeptiert ist.
- Mehrfachdiskriminierung ist häufig: Wer z. B. weiblich, migrantisch und behindert ist, erlebt strukturelle Gewalt auf mehreren Ebenen gleichzeitig.
Was wir als Stiftung tun
Als Stiftung respektplus setzen wir uns dafür ein, strukturelle Gewalt sichtbar zu machen. Wir fördern Projekte, die aufklären, empowern und konkret helfen – zum Beispiel durch Bildungsangebote, Beratungseinrichtungen, Schutzräume oder Selbstvertretung von marginalisierten Gruppen.
Wir glauben: Strukturen lassen sich ändern. Aber nur, wenn wir sie erkennen, benennen und gemeinsam handeln.
Ein reales Phänomen
Strukturelle Gewalt ist unsichtbar – aber real. Sie zeigt sich in Benachteiligung, Diskriminierung und mangelnden Teilhabechancen. Betroffen sind oft Frauen, Menschen mit Behinderung, Migrant*innen oder queere Personen. Es braucht Mut, Wissen und Zusammenarbeit, um diese Form von Gewalt aufzubrechen – genau hier setzen wir an.
Haben Sie ein Projekt, dass unser Ziel für mehr Miteinander in der Gesellschaft fördert? Wir fördern finanziell Präventionsmaßnahmen für mehr Gleichberechtigung, Toleranz, Solidarität und die Bekämpfung von Gewalt! Füllen Sie ganz einfach und schnell unseren Förderantrag aus! Klicken Sie einfach hier, um zum Förderantrag zu gelangen – denn gemeinsam können wir unsere Gesellschaft weiterbringen.