Diese spezielle Form von Rassismus richtet sich gegen Sinti*zze, Rom*nja und andere Menschen, die als „Zigeuner“ stigmatisiert werden – ein Begriff, der historisch und bis heute voller Vorurteile und Diskriminierung ist. Viele wissen kaum, dass Antiziganismus eine lange und gewaltsame Geschichte hat, die bis in die Gegenwart reicht. Trotz jahrhundertelanger Verfolgung und Diskriminierung finden die betroffenen Gruppen immer noch zu wenig Gehör in der öffentlichen Debatte.
Antiziganismus – Eine spezielle Form des Rassismus
Antiziganismus beschreibt die feindliche Haltung und Vorurteile gegenüber Menschen, die der Gruppe der Sinti*zze und Rom*nja angehören oder denen diese Zugehörigkeit zugeschrieben wird. Er ist nicht nur ein Produkt individueller Vorurteile, sondern tief in gesellschaftlichen Strukturen, Institutionen und sogar in Gesetzen verwurzelt. Diese Form des Rassismus äußert sich durch Diskriminierung im Alltag, durch stereotype Darstellungen in den Medien, ungleiche Behandlung durch staatliche Institutionen oder sogar durch offene Gewalt.
Vorurteile und Stereotype
Die Vorurteile gegen Sinti*zze und Rom*nja sind tief verwurzelt und vielfältig. Häufig werden sie mit negativen Stereotypen assoziiert, wie etwa Kriminalität, Armut oder „Wanderschaft“. Diese Bilder entmenschlichen ganze Gruppen und schaffen eine Grundlage für ihre soziale Ausgrenzung. Solche Stereotype halten sich über Generationen hinweg und werden immer wieder reproduziert – sei es in Filmen, Nachrichtenberichten oder politischen Diskursen. Die Folge ist eine weitreichende Diskriminierung in vielen Lebensbereichen, von der Wohnungssuche bis hin zur Bildungs- und Arbeitswelt.
Antiziganismus hat eine lange Geschichte der Verfolgung und Diskriminierung von Sintizze und Romnja, die sich über Jahrhunderte in Europa erstreckt. Im Nationalsozialismus gipfelte diese Unterdrückung im Völkermord an bis zu 500.000 Menschen, der lange Zeit wenig Beachtung fand. Auch nach 1945 wurden Sinti*zze und Romnja weiterhin diskriminiert und leben bis heute oft unter schwierigen Bedingungen. Antiziganismus ist auch heute noch ein ernstes Problem: In vielen Ländern, darunter Deutschland, sind Sinti*zze und Romnja überproportional von Armut und Ausgrenzung betroffen.
Die Erscheinungsformen von Antiziganismus
- Stereotypen und feindselige Einstellungen äußern sich durch Ablehnungen und Vermeidung jener Gruppen innerhalb der eigenen Nachbarschaft oder der Annahme, dass diese sozialen Gruppen zu mehr Kriminalität neigen als andere.
- Diskriminierende soziale Strukturen und gewalttätige Praktiken, die zu Ausgrenzung und Ungleichheit führen Sinti und Roma verlassen die Schulen beispielsweise frühzeitiger als der Rest der Gesamtbevölkerung und haben Schwierigkeiten bei der Integration im Arbeitsmarkt aufgrund schlechter Bildungschancen.
- Institutionelle Politiken und Praktiken der Marginalisierung, Ausgrenzung und physischen Gewalt äußert sich bei Antiziganismus beispielsweise so, dass Sinti*zze und Rom*nja größere Probleme bei der Arbeits- und Wohnungssuche haben als andere soziale Gruppen.
Spezifische Formen des Antiziganismus
- Soziale Diskriminierung basiert auf der Annahme, dass Sinti*zze und Roma*nja von gesellschaftlichen Normen abweichen. Ihnen werden negative Eigenschaften wie Kriminalität oder Faulheit zugeschrieben. Frauen aus diesen Gemeinschaften sehen sich oft zusätzlichen Vorurteilen ausgesetzt, wie angeblicher sexueller Freizügigkeit oder mangelhafter Kindererziehung
- Kulturelle Diskriminierung bezieht sich darauf, dass diese gesellschaftliche Gruppe besonders kulturell rückständig ist.
- Romantisierende Diskriminierung idealisiert und verklärt die Lebensweise von Sinti*zze und Roma*nja. Ihre als „anders“ wahrgenommene Kultur wird als Projektionsfläche für Sehnsüchte und Fantasien der Mehrheitsgesellschaft missbraucht
- Religiöse Diskriminierung stammt aus historisch gewachsenen Vorurteilen aus religiösen Kontexten vergangener Jahrhunderte. Sie umfassen Anschuldigungen wie die Ausübung heidnischer oder satanischer Kulte, einschließlich Wahrsagerei und vermeintlicher magischer Praktiken
Gemeinsam für Respekt und Gleichberechtigung
Um Antiziganismus zu überwinden erfordert es ein stärkeres gesellschaftliches Bewusstsein, Bildung, rechtliche Maßnahmen und aktives Engagement für Gleichberechtigung und Vielfalt. Aktive antiziganitische Vorfälle oder Beobachtungen kann man beispielsweise auch hier melden, um Betroffenen zu helfen und das respektvolle Miteinander voranschreiten zu lassen.
Bei respektplus setzen wir uns für Respekt und ein friedliches Miteinander ein. Unser Ziel ist es, Hass, Hetze und Vorurteile zu überwinden und eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft – gleichberechtigt teilhaben können. Wir glauben daran, dass nur durch Aufklärung und Dialog bestehende Ressentiments abgebaut werden können.
Jede*r kann ein Teil dieser Bewegung sein und dazu beitragen, Antiziganismus entgegenzutreten. Seien auch Sie dabei, um ein respektvolles Miteinander zu fördern! Mehr Informationen finden Sie hier.